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Neues Licht für St. Clemens

Lichtplanung für eine (Doppel-) Kirche aus 2 Epochen

Ort: Drolshagen

Kategorie: Sakralbauten

Die romanische Kirche St. Clemens in Drolshagen geht wahrscheinlich auf das 10. oder 11. Jahrhundert zurück. Erweitert wurde sie im 13. Jahrhundert, um dann in den 1960er Jahren um einen modernen Anbau ergänzt zu werden. Von außen erscheint die Kirche aus verputztem Bruchstein schlicht als eine Einheit, jedoch erlebt man im Inneren zwei Kirchen mit einer eigenständigen Erscheinungsform. Genau diese Besonderheiten von zwei grundsätzlich unterschiedlichen Kirchenteilen in einem Gebäude war auch prägend für das Beleuchtungskonzept, welches im Rahmen der Gesamtsanierung der St. Clemens Basilika zwischen 2016 und 2022 durch KOBER LICHTPLANER umgesetzt worden ist.

Das Lichtkonzept für die „alte Kirche“
Die dreischiffige, fünfjochige Pfeilerbasilika mit Kreuzgewölbe im Mittelschiff wurde sorgfältig restauriert unter Beibehaltung des ursprünglichen Charakters. Zielsetzung der neuen Beleuchtung war es, dass die Leuchten selbst sich möglichst unauffällig in die Architektur integrieren und die Lichtquellen so weit wie möglich unsichtbar oder hoch abgeblendet sind. Das Beleuchtungskonzept basiert durchgängig auf der gleichen warmtonigen 3.000Grad Kelvin LED mit nur 1,5 SDCM, sehr hoher Farbwiedergabe und besonders natürlich wirkendem Licht, da dieses unmittelbar auf dem Plank’schen Kurvenzug verortet ist und somit dem Idealbild eines klassischen Temperaturstrahlers in dieser historischen Umgebung sehr nahekommt. Für die Allgemeinbeleuchtung wurden dezente Ausleger entwickelt, welche sowohl die Uplights (Strahler mit unterschiedlichen Lichtverteilungslinsen) für die gleichmäßige Gewölbeausleuchtung aufnehmen, als auch Downlights für die Grundbeleuchtung aufnehmen. Sämtliche Leuchten sind separat schalt- bzw. dimmbar. Auch die Gewölbe der Seitenschiffe wurden gleichmäßig ausgeleuchtet, so dass die Kirche erstmalig als Ganzes erfahrbar wird und sich gegenüber früher visuell vertikal und horizontal deutlich erweitert hat. Der hohe CRI-Wert von mehr als 92 der ausgewählten LED stellt eine natürliche Farbwiedergabe der Natursteinmaterialien und Malereien sicher. Der Altartbereich bildet das Zentrum der Kirche und weist mit seiner Akzentbeleuchtung die höchsten Beleuchtungsstärken, wodurch er die Blicke geradezu auf sich zieht. Die Akzentbeleuchtung selbst ist ausgeführt mit mehreren Layern von Strahlern mit Lichtverteilungen von Narrow Spot bis Flood, um eine visuelle Lebendigkeit zu erzeugen und Plastizität durch das Zusammenspiel von Licht und Schatten zu schaffen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Beleuchtung der wandintegrierten Kreuzgangdarstellungen in den Seitenschiffen gelegt: Strahler mit randscharfer Frame-Projektor-Optik akzentuieren die einzelnen Motive, welche sich dadurch plastisch und farbintensiv aus den relativ dunkel gehaltenen Wänden der Seitenschiffe hervortun.

Das Lichtkonzept für die „neue Kirche“
Der Kirchenteil aus den 1960er Jahren wirkt auch für heute Verhältnisse modern, sachlich, tageslichtbetont und weitläufig und grenzt sich damit schon architektonisch deutlich von der „alten Kirche“ ab. Grundlage der Beleuchtung für diesen Kirchteil war folglich ein Konzept, welches auf 3 Grundelementen basiert: Zunächst einer LED, welche mit 3.500 Grad Kelvin ein kühleres und sachlicheres Licht bereitstellt. Ergänzt um Beleuchtungsstärken, welche im Vergleich zur „alten Kirche“ mit ca. 300 Lux deutlich höher sind und letztendlich einer Wandflutung des gerundeten Altarbereiches als zentraler Blickfang. Zusammen mit den Architekten wurde eine deckenabgependelte Tragstruktur aus eloxiertem Aluminium entwickelt, welche im Mittelbereich aus „U“ (Gesamtlänge ca. 70m) ausgeformt altarseitig die abgerundete Architekturform aufnimmt. Über den Seitenschiffen sind jeweils Einzelstränge der gleichen Tragstruktur zur Aufnahme der Leuchten mit jeweils 25m Länge ausgebildet. Insgesamt gibt die abgependelte Struktur dem hohen Kirchenschiff visuellen Halt nach oben. Sie ist für diesen Zweck bewusst mit massiver Materialität ausgeführt worden, wirkt jedoch durch die filigrane Abhängung mit sehr großen Spannweiten beinahe frei schwebend. Die Grundbeleuchtung der Kirche erfolgt durch engstrahlende kardanisch aufgehängte Deckeneinbaustrahler mit Linsentechnik aus der Tragstruktur heraus. Die beiden Heiligenfigurinen links und rechts des Altars sind mit nochmals engeren Lichtkegeln akzentuiert und gegenüber der Allgemeinbeleuchtung mit einer deutlich höheren Beleuchtungsstärke betont. Visueller Fokus der gesamten Beleuchtung ist die sehr gleichmäßige Wandflutung des Chorraums. Da die visuelle Wahrnehmung des Menschen auf vertikalen Flächen deutlich stärker ausgeprägt ist als auf horizontalen Flächen bietet sich die Wandflutung im Sinne einer wahrnehmungsorientierten Beleuchtung geradezu an – insbesondere, wenn wie in diesem Fall auch noch großformatige Kunst inszeniert werden soll. Im Mittelpunkt steht hier das in nationalen und internationalen Medien viel diskutierte Altarbild des Künstlers Thomas Jessen. Das gemalte Triptychon, das die Muttergottes in Jeans auf einer Haushaltsleiter zeigt, wie sie– gemäß einer alten Legende– dem Apostel Thomas ihren Gürtel als Beweis ihrer Himmelfahrt reicht, ist unkonventionell und modern, was durch die etwas kühlere Wandflutung noch betont wird.

Die Beleuchtung beider Kirchen ist mittels einer Lichtsteueranlage sehr flexibel adaptierbar. Für die unterschiedlichen Nutzungen im kirchlichen Wochen- und Jahreskalender wurden spezifische Lichtszenen erstellt, um mit dem Licht die jeweilige Stimmung dramaturgisch zu untermalen.

Fotos Copyright: KOBER LICHTPLANER GmbH